Review Nr. 4
Gustav Mahler: Das Lied von der Erde (1911)

Wiener Philharmoniker, Sofiensaal, Wien - Oktober, 1952 / Bruno Walter
Dies ist eine Rezension der Aufnahme von Gustav Mahlers Das Lied von der Erde, gespielt von Kathleen Ferrier, Julius Patzak, Bruno Walter und den Wiener Philharmonikern im Sofiensaal, Wien. Die Aufnahme wurde als Doppel-LP mit der Katalognummer DECCA LXT-2721/2 veröffentlicht.
Viele Musikkritiker betrachten diese Aufnahme als eine der drei oder vier wichtigsten Aufnahmen in der Geschichte der klassischen Musik. Obwohl die Mono-Aufnahme aufgrund ihres fehlenden Stereoklangs technisch disqualifiziert ist, ist sie in Bezug auf ihre Klangqualität immer noch herausragend, da ihre tonale Genauigkeit die wahren Farben der Musik zeigt. Die unglaubliche tonale Fülle, Tiefe und Schattierungen machen sie überlegen gegenüber den meisten Stereoaufnahmen, die vor 1960 gemacht wurden, und die Dynamik der Musik ist fast roh in ihrer physischen Kraft.
Abgesehen von ihrer Klangqualität macht die Spielweise der Musiker diese Aufnahme so besonders, da sie die Art und Weise, wie Musik in den 1930er Jahren gespielt wurde, wiederbelebt. Diese Aufnahme ist wie ein Fenster in den Klang der 1930er Jahre, mit einer Tiefe und Farbe, die bei modernen Stereoaufnahmen so viel mehr bietet. Kathleen Ferriers Interpretation des letzten Satzes ist besonders bemerkenswert und hat endlose Lobeshymnen von Musikkritikern erhalten.
Insgesamt ist diese Aufnahme ein Meisterwerk, das den letzten musikalischen Nachklang der Vorkriegszeit zeigt. Die ultimative Version von Mahlers Meisterwerk, Das Lied von der Erde, findet sich in dieser Mono-Aufnahme, die das Ende der romantischen Ära der klassischen Musik markiert. Bruno Walter dirigierte die erste Aufführung des Stücks in München drei Jahre vor dem Ende des Ersten Weltkriegs, der die musikalisch produktivste Ära der Menschheit zum Abschluss brachte.


Review II

Die Aufnahme von Gustav Mahlers Das Lied von der Erde mit Kathleen Ferrier, Julius Patzak, Bruno Walter und den Wiener Philharmonikern im Sofiensaal in Wien im Oktober 1952 ist eine bemerkenswerte Interpretation dieses Meisterwerks.
Kathleen Ferrier, eine herausragende britische Altistin, verleiht den Liedern eine außergewöhnliche Tiefe und Emotionalität. Ihr warmer und ausdrucksstarker Gesang bringt die lyrische Schönheit der Texte zum Ausdruck und berührt den Hörer zutiefst. Ihre Interpretation des "Abschieds" am Ende des Werkes ist besonders ergreifend und bewegend.
Julius Patzak, ein österreichischer Tenor, ergänzt Ferriers Leistung mit seiner präzisen und nuancierten Darbietung. Seine Stimme ist kraftvoll und doch sensibel und vermittelt die verschiedenen Stimmungen und Emotionen, die in den Liedern enthalten sind, auf eindrucksvolle Weise.
Bruno Walter, einer der bedeutendsten Mahler-Dirigenten seiner Zeit, führt die Wiener Philharmoniker mit großem Geschick und Feingefühl. Er versteht es, die musikalische Struktur des Werkes zu betonen und gleichzeitig die individuellen Ausdrucksmöglichkeiten der Solisten zu unterstützen. Die Orchesterbegleitung ist klanglich reich und nuanciert, wodurch die Schönheit und Tiefe der Komposition voll zur Geltung kommen.
Die Aufnahmequalität der Doppel-LP ist für ihre Zeit bemerkenswert gut. Obwohl sie über 70 Jahre alt ist, ist der Klang klar und detailliert. Es ist erstaunlich, wie gut die emotionale Kraft und die Dynamik der Aufführung aufgezeichnet wurden. Insgesamt ist diese Aufnahme von Gustav Mahlers Das Lied von der Erde eine unverzichtbare Ergänzung für Liebhaber klassischer Musik und insbesondere für Mahler-Enthusiasten. Die herausragenden Leistungen der Solisten, die einfühlsame Interpretation von Bruno Walter und die beeindruckende Klangqualität machen diese Aufnahme zu einem zeitlosen Meisterwerk.


Das Lied von der Erde: Ein Meilenstein der Spätromantik

Gustav Mahlers Das Lied von der Erde, auch bekannt als "Symphonie für eine Tenor- und eine Altstimme", wurde zwischen 1908 und 1909 komponiert. Es besteht aus sechs Liedern, die auf Gedichten basieren, die aus der chinesischen Lyrik-Anthologie "Die chinesische Flöte" von Hans Bethge stammen. Mahler war von Bethges Übersetzungen und Interpretationen der chinesischen Gedichte fasziniert und fand in ihnen eine Möglichkeit, seine eigenen tiefen Gefühle und existenziellen Erfahrungen auszudrücken.
Das Werk gilt als eines von Mahlers persönlichsten und emotionalsten Werken. Es spiegelt seine Auseinandersetzung mit dem Thema Vergänglichkeit und Tod wider, da es in einer Zeit entstand, als Mahler mit schweren Schicksalsschlägen konfrontiert war, darunter der Tod seiner Tochter Maria und die Diagnose einer unheilbaren Herzkrankheit. Das Lied von der Erde wird oft als eine musikalische Reaktion auf diese persönlichen Tragödien angesehen. Mahler wählte bewusst den Titel "Das Lied von der Erde", um eine Verbindung zur chinesischen Ästhetik und Philosophie herzustellen. Das Werk durchläuft verschiedene Stimmungen und Themen, darunter den Genuss des Lebens, die Vergänglichkeit, die Schönheit der Natur und die Akzeptanz des Todes. Es ist eine Kombination aus orchestralen Passagen und Gesangssolisten, die auf kunstvolle Weise miteinander verwoben sind.
Die Uraufführung von Das Lied von der Erde fand posthum statt, im November 1911, sechs Monate nach Mahlers Tod. Der Komponist hatte Schwierigkeiten, das Werk während seines Lebens zur Aufführung zu bringen, und es wurde erst nach seinem Tod von Alma Mahler, seiner Witwe, organisiert. Die Uraufführung fand unter der Leitung von Bruno Walter in München statt. Seit seiner Entstehung hat sich Das Lied von der Erde als eines von Mahlers bekanntesten und beliebtesten Werken etabliert. Es wird oft als ein Höhepunkt der Spätromantik angesehen und beeinflusste zahlreiche Komponisten nach Mahler. Die Verbindung von Gesang und Orchester, die tiefe emotionale Ausdruckskraft und die klangliche Vielfalt machen es zu einem bedeutenden Werk in der klassischen Musikliteratur.


Gustav Mahler: Ein Blick in sein Leben

Gustav Mahler, geboren am 7. Juli 1860 in Kaliště, Böhmen (heute Teil Tschechiens), war ein österreichischer Komponist und Dirigent des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Er gilt als einer der einflussreichsten Komponisten seiner Zeit und hinterließ ein bedeutendes musikalisches Erbe.
Mahler wurde in einer jüdischen Familie geboren und zeigte früh eine außergewöhnliche musikalische Begabung. Im Alter von 15 Jahren begann er seine musikalische Ausbildung am Wiener Konservatorium, wo er Klavier und Komposition studierte. Später konzentrierte er sich hauptsächlich auf das Dirigieren und arbeitete an verschiedenen Opernhäusern in Europa, darunter in Leipzig, Budapest und Hamburg. Eine wichtige Station in Mahlers Karriere war seine Zeit als Direktor der Wiener Hofoper (heute bekannt als Wiener Staatsoper) von 1897 bis 1907. Dort führte er zahlreiche bedeutende Werke auf und erlangte internationale Anerkennung als Dirigent. Mahlers Ansatz als Dirigent war geprägt von einer hohen Aufmerksamkeit für musikalische Details, einer intensiven Ausdruckskraft und einer kompromisslosen Suche nach musikalischer Wahrheit. Mahlers eigene Kompositionen wurden zu Lebzeiten oft missverstanden und stießen auf gemischte Reaktionen. Seine sinfonischen Werke, darunter die monumentalen Sinfonien Nr. 2, 5 und 9, zeichnen sich durch ihre epische Größe, ihre thematische Vielfalt und ihre emotionale Tiefe aus. Mahler experimentierte auch mit unkonventionellen Besetzungen, wie zum Beispiel dem Einsatz von Gesangssolisten und Chor in einigen seiner Sinfonien.
Das persönliche Leben von Gustav Mahler war von Tragödien überschattet. Er verlor mehrere seiner Geschwister in jungen Jahren und hatte mit familiären Konflikten zu kämpfen. Der Tod seiner Tochter Maria und seine eigene gesundheitliche Probleme, darunter eine Herzkrankheit, beeinflussten seine Musik und führten zu introspektiven und existenziellen Themen in seinen Werken. Im Jahr 1911, im Alter von nur 50 Jahren, verstarb Mahler in Wien. Obwohl er zu Lebzeiten nicht den vollen Erfolg und die Anerkennung erreichte, die ihm später zuteilwurden, gilt er heute als einer der wichtigsten Komponisten der Spätromantik und sein Einfluss auf die Musik des 20. Jahrhunderts ist unbestreitbar. Gustav Mahlers Leben war von einer bemerkenswerten künstlerischen Hingabe, persönlichen Herausforderungen und einer musikalischen Vision geprägt, die seine Zeitgenossen zunächst nicht vollständig zu schätzen wussten. Seine Kompositionen und sein einzigartiger Dirigierstil haben die Musikwelt nachhaltig geprägt und seine Werke werden bis heute weltweit aufgeführt und bewundert.


Die akribische Suche nach musikalischer Perfektion

Eine interessante Anekdote über Gustav Mahler betrifft seine Zeit als Dirigent am Wiener Hofoper. Mahler war bekannt für seine detaillierte und anspruchsvolle Arbeitsweise, bei der er auf die kleinste Nuance in der Interpretation achtete.
Es wird erzählt, dass während einer Orchesterprobe für eine Aufführung von Wagners Oper "Tristan und Isolde" Mahler plötzlich aufhörte zu dirigieren und das Orchester aufforderte, die Noten zu pausieren. Verwirrt schauten die Musiker ihn an, bis er mit ernstem Gesichtsausdruck sagte: "Haben Sie nicht bemerkt, dass der Oboist im dritten Pult des Holzbläserabschnitts die Note Gis statt G gespielt hat? Wir müssen das sofort korrigieren!"
Mahlers akribische Aufmerksamkeit für jedes Detail führte zu solchen Momenten, in denen er sogar kleinste Fehler in der Aufführung bemerkte. Dieses Vorfall zeigt seine Hingabe zur Perfektion und seinen Drang, die musikalische Vision genau so umzusetzen, wie er es sich vorgestellt hatte. Diese Anekdote veranschaulicht nicht nur Mahlers Führungsstil, sondern auch seinen tiefen Respekt für die Kompositionen, die er dirigierte. Seine Aufmerksamkeit für die feinsten musikalischen Nuancen trug zur Schönheit und Intensität seiner Interpretationen bei und machte ihn zu einem herausragenden Dirigenten seiner Zeit.